Sankt Ulrich in Nordfriesland

Mitten im Sturm ein Turm

Gemeinsam mit dem bayerischen Pilgerbüro hat die Diözesanpilgerstelle Augsburg Gläubigen aus der Diözese  Augsburg eine ganz besondere Wallfahrt mit Bischof Bertram Meier an die Nordseeküste geboten. Ziel der Gläubigen aus dem Bistum des heiligen Ulrich war die nördlichste Ulrichskirche Deutschlands.

Eine milde Brise weht aus Nordwest, der Sandstrand lädt noch zum Spazieren ein. Novemberstimmung in einem der beliebtesten Bade-
orte Deutschlands: St. Peter-Ording auf der Halbinsel Eiderstedt in Nordfriesland. 23 Pilger aus dem Bistum Augsburg haben sich im Jubiläumsjahr ihres Diözesanpatrons mit Bischof Bertram Meier auf den Weg zum nördlichsten Ulrichspatrozinium Deutschlands gemacht. 

Diakon Andreas Martin von der bischöflichen Pilgerstelle leitet die Reise. Noch am ersten Abend werden die Pilger vom Generalvikar der Erzdiözese Hamburg herzlich begrüßt. Pater Sascha-Phillip Geißler SAC war lange Jahre Wallfahrtsdirektor in Friedberg bei Augsburg.

In der Heiligen Messe am ersten Morgen steht der heilige Ulrich im Mittelpunkt. Bischof Bertram spricht in seiner Predigt von der benediktinischen Prägung des Heiligen, die sich im Dreiklang des „Höre!“, „Nimm an!“ und „Erfülle!“ bündelt. Mit dem Ohr des Herzens erkenne man die Zeichen der Zeit und löse Probleme, indem man sie annehme und mit Gottes Hilfe tatkräftig handle. Im Anschluss an die Messe, in der Generalvikar Geißler, Dompropst Berthold Bonekamp und Pfarrer Germain Gouèn konzelebrierten, gibt es eine persönlich geprägte Führung durch die Kirche Sankt Ulrich.

Spenden aus Augsburg

Pastoralreferent Michael Wrage erläutert die beeindruckenden Glasfenster des schwäbischen Künstlers Erich Schickling mit Motiven der Heilsgeschichte des Alten und Neuen Testaments. Die Kirche wurde nach einer Erweiterung 1979, ermöglicht durch Spenden der Christen im Bistum Augsburg, vom damaligen Bischof Josef Stimpfle wiedereröffnet. Im Eingangsbereich sieht man eine Reproduktion der romanischen Ulrichsstatue aus dem Augsburger Dom.

Nachmittags erkunden die Pilger nach einer kleinen Ortsführung zwei alte evangelische Kirchen, St. Peter in Ording und die älteste Kirche Eiderstedts, St. Magnus in Tating. Alle Wallfahrer sind beeindruckt vom Leben mit den Naturgewalten an der Küste.

Am dritten Tag der Pilgerreise geht es zunächst zu einer Ausstellung zum Thema „Weltnatur­erbe Wattenmeer“. Ausstellung samt Vortrag lassen die Pilger staunen über die Wunder der Natur und feinfühlig werden im christlichen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung. Angenehmes Wetter ermöglicht noch einen kleinen Spaziergang zur Küste. Nachmittags werden die Wallfahrer durchs malerische Friedrichstadt geführt.

Energie der Liebe

Aus der katholischen Kirche Sankt Knud in Friedrichstadt erschallt in der Abendmesse ein kräftiges Lob und Dank der Pilgergruppe. Zum Zeichen der Einheit von Nord und Süd sind aus der Diaspora auch einheimische Gläubige gekommen.

Bischof Bertram spricht in seiner markanten Predigt von der „Energiekrise der Kirche“. So wie die klugen Jungfrauen nicht nur die Lampen bei sich tragen, sondern auch das Öl, so solle man nicht nur den Glauben haben, sondern Gott um das „Öl der Liebe“ bitten, um in dunkler Zeit den Menschen das Evangelium und den Frieden zu bringen.

Militärpfarrer Thorsten Rehberg verabschiedet die bayerisch-schwäbischen Pilger, die ihre Reise mit einem sehr festlichen Abendessen beschließen. Am letzten Wallfahrtstag geht es per Bus und Bahn wieder in die süddeutsche Heimat. Die harmonische Pilgergruppe denkt dankbar an ihren Bistums­patron. Über ihn haben sie erfahren, dass ihn die nördlichen Glaubensbrüder vertrauensvoll bei Überschwemmungen und Sturmfluten anrufen.

Judith Widmann